Behandlungsbereiche

Die logopädische Therapie beinhaltet neben der stimmlichen Rehabilitation auch die individuelle prä- und postoperative Beratung und Betreuung von kehlkopfoperierten Menschen und deren Angehörigen. Eine Begleitung bei der Krankheitsbewältigung ist in einer Krisensituation ein wichtiger Baustein, um sich mit der neuen Situation und den veränderten anatomischen und funktionellen Begebenheiten auseinander setzen zu können.
 
Die funktionellen Veränderungen und die damit verbundenen Einschränkungen, wie z. B. riechen, schmecken, pusten, Nase schnäuzen, heben und vieles andere mehr, finden Beachtung in der logopädischen Therapie.

Stimmrehabilitation

Klassische Speiseröhrenstimme (Ösophagusstimme)


Mit Hilfe verschiedener Techniken kann die sich im Mund befindliche Luft in die Speiseröhre eingedrückt (injiziert) oder eingesaugt (inhaliert) werden. Diese Luft wird kurz im oberen Drittel der Speiseröhre stationiert und mit einer leichten Bauchanspannung (Zwerchfellaufwärtsbewegung) wieder abgegeben. Der dabei entstehende Ton wird durch die gewohnten Sprechbewegungen (Artikulation) zu stimmhaftem verständlichem Sprechen ausgeformt. Das stimmgebende Segment ist ein ca. 2-3 cm langer mit Schleimhaut umgebener ringförmiger Muskel, der den Übergang zwischen Rachen und Speiseröhre darstellt. 



Shunt-Ventil-Ösophagusstimme


Eine operative Möglichkeit der stimmlichen Rehabilitation nach Laryngektomie ist der Einsatz einer Stimmprothese, auch Shunt-Ventil genannt. Die Stimmprothese wird in den operativ angelegten Verbindungskanal zwischen Luft- und Speiseröhre eingesetzt. Sie ist nach dem Prinzip des Fahrradventils aufgebaut, öffnet sich zum Sprechen zur Speiseröhre hin und bleibt beim Schlucken geschlossen, so dass keine Speisen, Getränke oder auch nur Speichel in die Luftröhre gelangen.
Bei Verschluss der Halsöffnung (Tracheostoma) wird die Ausatemluft über die Stimmprothese in die Speiseröhre geleitet. Der dabei entstehende Ton wird durch die gewohnten Sprechbewegungen in verständliches Sprechen ausgeformt.
Das Shunt-Ventil wird meist direkt bei der Kehlkopfentfernung (Laryngektomie) eingesetzt, kann aber, abhängig von den körperlichen Gegebenheiten, auch jederzeit nach der ursprünglichen Operation eingesetzt werden.

Elektronische Sprechhilfe 


Die elektronischen Sprechhilfen werden mit einer Batterie betrieben und erzeugen bei Druck auf eine Taste einen Ton. Dieser wird beim Ansetzen des Gerätes am Hals oder am Mundboden, in den Mundrachenraum übertragen und durch die gewohnten Sprechbewegungen in verständliches Sprechen ausgeformt.
Die elektronische Sprechhilfe ist die Methode der Stimmrehabilitation, bei der die Tonquelle von außen kommt und nicht körpereigen ist. Es gibt verschiedene Modelle der elektronischen Sprechhilfen, die sich aber in ihrer Grundfunktion nur geringfügig unterscheiden.
Das relativ schnell erlernbare Sprechen mit der elektronischen Sprechhilfe verhilft zur nötigen Ruhe und Gelassenheit, die gebraucht wird, um die Speiseröhrenstimme zu erlernen. Insbesondere in Notfall- oder Stresssituationen und bei großer emotionaler Belastung, aber auch bei einer schweren Erkältung kann die Speiseröhrenstimme versagen. Das Gerät wird dann zur wichtigen Hilfe – auch für den guten „Speiseröhrensprecher".

Rehabilitation von Funktionseinschränkungen

Funktionsveränderungen

Aus den anatomischen Veränderungen ergeben sich eine Reihe von funktionellen Einschränkungen im Bereich Nase, Mund und Rachen. Diese Funktionsveränderungen können zum Teil vom Körper ausgeglichen werden. Mit Hilfsmitteln, therapeutischen Maßnahmen und diversen Hilfen können mit einiger Übung Einschränkungen in diesen Bereichen kompensiert werden.

 

Riechen und Schmecken

 

Die eingeatmete Luft strömt nicht mehr über die Nase, daher können Sie nur eingeschränkt riechen und schmecken. Behelfen können Sie sich mit einer speziellen Technik, indem Sie Luft zwischen Nase und Mund hin- und herschaukeln. 

Mit Hilfe eines Riechtrainers können Sie diese Funktion üben. Wenn Sie einen Riechschlauch verwenden, können Sie sogar wieder über die Nase atmen und riechen oder die Nase schnäuzen.

Duschen und Schwimmen

 

Es gibt Hilfsmittel, die Ihre Halsöffnung beim Duschen oder Schwimmen schützen, so dass Sie keine Sorge haben müssen, dass dabei Wasser in die Lunge eindringt. Der warme Wasserdampf beim Duschen kann als sehr angenehm und schleimlösend empfunden werden.

Atmung Haltung Bewegung

Bei der Kehlkopfentfernung wurde der obere Teil der Luftröhre mit der Halshaut vernäht und eine dauerhafte Halsöffnung (Tracheostoma) geschaffen. Der somit veränderte und verkürzte Atemweg bedeutet eine Umgewöhnung aber gleichzeitig auch die Chance, durch bewusstes Wahrnehmen eine positive Veränderung auf Körperspannung, Atmung und Haltung zu erlangen. Das optimale Zusammenspiel ist enorm wichtig für eine gute, belastbare und tragfähige Stimme.
Eine besondere Aufgabe wird es sein, Nebengeräusche bei der Atmung während des Sprechens zu verhindern. Atmung und Stimmgebung hängen nicht mehr zusammen und können unabhängig voneinander ablaufen.


Alles, was Sie interessiert und was Sie ausprobieren möchten, können Sie gerne mit mir besprechen. Wir werden gemeinsam das Passende für Ihr Therapieziel finden.